Sachbuch

Berühmte Hochzeit – unbekannte Braut

Sechs Mäntel, davon drei mit eingewebtem Gold, sieben Marderpelze, 50 Seidentücher, ein Himmelbett, 20 Weinbecher und 54 Handtücher – das ist nur ein kleiner Teil der Aussteuer, die die Braut mit brachte. Dass es sich hier um eine äußerst „gute Partie“ handelte, dürfte mit Blick auf die Aussteuer deutlich werden. Hedwig von Polen war die junge Frau, die 1475 den künftigen Herzog von Bayern-Landshut heiratete und ihre Vermählung ist bis heute als die „Landshuter Hochzeit“ bekannt.

Aber wer war diese Prinzessin Hedwig, die aus dem fernen Krakau nach Niederbayern kam? Die Historikerin Marita A. Panzer bringt sie in ihrem Buch „Hedwig – die Braut der Landshuter Hochzeit“ (erschienen in der Reihe „kleine bayerische biographien“ im Pustet Verlag) dem Leser näher. Als Tochter von König Kasimir IV. und Königin Elisabeth, die beide 45 Jahre (!) regierten, sollte sie mit einer Dynastie verheiratet werden, die nicht aus Emporkömmlingen bestand, sondern eine lange Tradition vorweisen konnte. Hedwigs Mutter Elisabeth war eine Habsburgerin und wollte ihr Kind deshalb ebenfalls mit einem Adligen eines – heute würde man sagen renommierten – Hauses verbunden sehen, die Wittelsbacher kamen da gerade recht. Obwohl sich die Eheverhandlungen zwischenzeitlich schwierig gestalteten und ein päpstlicher Dispens, also eine Erlaubnis eingeholt werden musste, weil das Paar weitläufig verwandt war, einigte man sich schließlich auf die Hochzeit. Und so zog ein Tross an Kutschen, Reitern und Gefolge (darunter Edelfrauen, Schatzmeister, Diener, Trompeter und auch ein Beichtvater sowie 620 Pferde) über Wittenberg nach Landshut, wo man mit Verspätung im November 1475 ankam (die Hochzeit war eigentlich für den 16. Oktober angesetzt). Die Braut saß dabei in einem goldenen Wagen, der mit geschnitzten und vergoldeten Löwen verziert war. Die Autorin beschreibt, wie die Hochzeit ablief, wer zu den Gästen zählte, was aufgetischt wurde (u.a. ein 32 Gänge Menü!) und wie lange gefeiert wurde. 146 Köche waren damit beschäftigt, alle 10 000 Gäste, aber auch die Landshuter Bevölkerung während der achttägigen Feierlichkeiten zu verköstigen. Bezahlt hat der Herzog. Von der Kleiderordnung bis zur Tischordnung war alles bis in Detail geregelt, aber für die junge Braut schien das durchaus zu viel gewesen zu sein. Marita A. Panzer schreibt: „Der Bischof von Salzburg traute das junge Herzogspaar. Während der kirchlichen Zeremonie weinte Hedwig sehr, ebenso auf dem Weg von der Kirche zu ihrer Herberge […] Die 18-jährige Braut weinte wahrscheinlich nicht nur einem unbekannten Schicksal entgegen, sondern auch vor Aufregung und Erschöpfung.“

323 Ochsen und 40 000 Hühner später war das Fest vorüber, die Gäste abgereist und Hedwig verließ zusammen mit ihrem Gemahl Georg Landshut in Richtung Burghausen. Die dortige Burganlage sollte ihr neues Zuhause werden. Manch Beobachter soll dabei aber eher von einer „Gefangenen“ gesprochen haben, denn die junge Frau wurde rund um die Uhr von Bediensteten begleitet, die strenge Hofordnung regelte alle Lebenslagen. Ihre Ehe wurde dabei zur Fernbeziehung, denn Ehemann Georg ließ sich nur selten sehen und vergnügte sich gern „außer Haus“ mit anderen Damen. Trotzdem sind zumindest zwei Töchter des Paares verbürgt, über weitere Kinder gibt es nur Gerüchte. Und dann, in den Faschingstagen des Jahres 1502, erkrankt die Herzogin von Bayern-Landshut schwer. Zwei Ärzte werden an ihr Krankenlager gerufen, können aber nichts mehr ausrichten. Am 18. Februar 1502 stirbt die „Braut der Landshuter Hochzeit“ im Alter von 44 Jahren.

Begraben wird sie im Kloster Raitenhaslach, aber ihr prachtvolles Marmorgrabmal ist inzwischen verschwunden, nur eine Inschrift weist nur noch auf Hedwig hin. Dafür ist ihre Vermählung dank des alle vier Jahren stattfindenden historisches Hochzeitsspektakels in Landshut mittlerweile ein Stück bayerisches Kulturgut geworden. Höchste Zeit also, sich mit einer der beiden Hauptpersonen dieser Hochzeit zu befassen.

 

Marita A. Panzer
Hedwig
Die Braut der Landshuter Hochzeit

Verlag Friedrich Pustet
ISBN 978-3-7917-3182-7