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Die knallharte Wahrheit über dieses Regensburg

So schön. So historisch. Und diese netten kleinen Geschäfte und die vielen Gaststätten. Ja, Regensburg ist wohl eine der beliebtesten Städte in Bayern – vor allem bei den Nicht-Regensburgern. Viele zieht es in die Hauptstadt der Oberpfalz, um über die berühmte Steinerne Brücke zu schlendern, den Dom zu bestaunen oder mal bei der Fürstin Gloria vorbei zu schauen.

Aber die Wahrheit über Regensburg, die erfahren die wenigsten dieser Besucher. Doch damit ist jetzt Schluss! Whistleblower „schwafi“, der seit 40 Jahren in Regensburg wohnt, aber trotzdem nie ein Einheimischer werden wird, hat sich „die schönste Stadt der Welt“ vorgeknöpft und in seinem Buch „Nichts als die Wahrheit über Regensburg“ nicht nur eine „enge Verbindung von Trunkenheit und Kultur“ festgestellt.

So führt er die Unlust des Regensburger Eingeborenen, einen anderen zu grüßen, unter anderem auf ein traumatisches Ereignis aus dem Jahr 1809 zurück. In der Schlacht bei Regensburg bekämpften sich – zufällig, weil man sich gerade hier über den Weg lief – Franzosen und Österreicher. Zerstörung, Tod und Feuersbrunst ereilten die an sich unbeteiligten Regensburger. „Unerfreuliche Vorkommnisse wie diese, die aus der zufälligen Begegnung zweier Parteien unter freiem Himmel resultieren, erklären das Verhalten des Regensburgers beim Aufeinandertreffen mit Auswärtigen. Das Gegenüber kann froh sein, dass ihm nicht eine Lanze oder ein Bajonett in den Brustkorb gerammt wird, so wie es spätestens seit den napoleonischen Feldzügen im Erbgut des Regensburgers als Handlungsanweisung verankert ist.“

Von der Wohnungssuche bis zum Interview mit einem Kult-Kneipenwirt, von den „wahren Umständen“ um die Entstehung des Donaustrudels bis hin zur Vermutung, Banksy ist ein Regensburger – hier wurde knallhart recherchiert. Und der Autor analysiert messerscharf das Verhalten Erwachsener Großstädter zur Volksfest-Zeit (Volksfest = Dult in Regensburg): „Der Nachschub an spatzenwadigen Betriebswirtschaftsstudenten in bestickten, kniescheibenkurzen Bisamratten-Lederhosen scheint ebenso wenig abreißen zu wollen, wie die vorgeglüht herein wankende Zombie-Armee miderjähriger Polyesterdirndlträgerinnen.“

„Nichts als die Wahrheit über Regensburg“ ist ein höchst vergnügliches Buch, das mit satirischem Blick das Leben in dieser „schönsten Stadt der Welt“ skizziert. Und zwar da, wo es stattfindet. Und das ist nicht im Touristen-Hochglanz-Prospekt.

Praktisch: Dem „Zugroasten“ (vor allem dem Touristen, der von ganz weit weg kommt…also nicht aus Bayern) wird auch der ein oder andere Begriff erklärt. Beispiel die Oide Krampfhener (= old shit-talking crickchick), die gerne unglaubwürdiges Zeug gackert. Hier stoße auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis durch iuher Äußerungen z.B. zu afrikanischen Schnacksellust immer wieder die Diskussion an, ob das Krampfhener-Wesen nicht in den Adelsstand erhoben werden sollte.

P.S. Wenn sie allerdings Autor eines Regionalkrimis („gilt unter Kritikern als die Wollwurst unter den T-Bone-Steaks“), sind, müssen Sie bei der Lektüre dieses Buches stark sein.

Klaus Schwarzfischer (schwafi)
Nichts als die Wahrheit über Regensburg
MZ-Buchverlag
ISBN: 978-3-86646-382-0