Lyrik

Es steckt so viel Poesie in Fauna und Flora

Glücklich derjenige, der in diesen Zeiten wenigstens einen Garten hat. Oder eine Terrasse. Einen Aufenthaltsort zum Luft holen, in den Himmel blicken, durchatmen und – lesen. Man setze sich nun also an den Gartentisch oder lege sich auf die Liege und lese. Poetische Texte über die Natur natürlich. In der Anthologie „Die Bienen halten die Uhren auf“ nehmen mehr als 100 zeitgenössische Lyriker/innen – darunter Michael Augustin, Fitzgerald Kusz, Günter Kunert, Ilma Rakusa, Jan Wagner, Said, Dorothea Grünzweig oder Ludwig Steinherr – den Leser mit auf einen Spaziergang. Draußen in der Natur. Poesie ereignet sich mal am Meer, mal im Garten, mal in freier Wildbahn oder auch im Zoo.

Herausgeber Anton G. Leitner (Weßling) hat dabei als „Reiseleiter“ eine Route ausgearbeitet, die nicht nur an schöne, unberührte und daher von Dichtern seit je her gerühmte Orte führt, sondern auch in eine „welke Welt“, in der sich Pflanzen und Tiere bedroht sehen. Durch Umweltzerstörung oder den Rasentrimmer. Wanderfreuden treffen auf Müllprobleme, die Landschaft bekommt eine Gänsehaut und die Wellen des Meeres entpuppen sich vielleicht doch eher als das Rauschen der Fahrzeuge auf der Autobahn. Es steckt viel Begeisterung und Bewunderung für die Natur in dieser Anthologie. Aber auch Kritik, Sorge und reichlich Humor.

Und der Mensch, als ein Wesen, das aus der Natur entsprungen ist, erweist sich hin und wieder Störenfried – freilich mit edlen Absichten:

 

Wunder der Natur

Da schwebt sie herab
die Wespe –
summendes Wunder.

Ein Schlag mit
dem Buch
lässt sie verstummen.

Ich lese weiter:
Naturlyrik vom
Mittelalter bis zur Gegenwart.

Axel Kutsch

 

Die Bienen halten die Uhren an
Naturgedichte
Anton G. Leitner Hrsg.
Reclam
ISBN 978-3-15-011249-6