Apostel, Kriege, Porzellan – fränkische Geschichte(n) im Dreierpack
Wer Franken sagt, der muss eigentlich Unter-, Mittel- und Oberfranken sagen. Schließlich hat jedes dieser Franken seine Eigenheiten und seine eigene Geschichte. Deshalb ist im Verlag Fredrich Pustet jetzt fränkische Geschichte im Dreierpack erschienen.
Er ist der Apostel der Franken und stammte doch aus Irland: Der Heilige Kilian, der im 7. Jahrhundert den christlichen Glauben in Würzburg verbreitete. Die Christianisierung, die Verehrung dieses Märtyrers (und seiner „Kollegen“ Kolonat und Totnan) und die Gründung des Bistums Würzburg – sie sind prägend für die Entwicklung der Region, die sich Unterfranken nennt. Erich Schneider beschreibt in „Kleine Geschichte Unterfrankens“ wie es zum heutigen Regierungsbezirk kam. Die Stadt Würzburg steht dabei oft im Mittelpunkt als das Herz der Region und ihre Bauwerke wie die Mainbrücke und die Residenz mit ihrem weltberühmten Treppenhaus haben unzählige, spannende Geschichten zu erzählen. Unterfranken ist aber auch Weinfranken und so erfährt der Leser etwa, dass die erste Silvaner-Rebe 1659 aus Österreich importiert wurde und auf einem Weinberg der Grafen zu Castell angepflanzt worden. Eine Entscheidung mit Folgen – sehr schmackhaften Folgen, die bis heute nachwirken. Der Autor Prof. Dr. Erich Schneider, Gründungsdirektor des Museums für Franken in Würzburg, hat diesen Spaziergang durch die Geschichte Unterfrankens auch mit kuriosen, überraschenden Fakten bereichert. Oder hätten Sie es gewusst, dass es anstatt „Weimarer Republik“ beinahe „Würzburger Republik“ geheißen hätte? Die Residenz wurde dem bayerischen Ministerpräsidenten Eisner als Tagungsort für die verfassungsgebende Versammlung 1918 angeboten. Aber Weimar bekam den Zuschlag. Der Rest ist Geschichte.
Erich Schneider
Kleine Geschichte Unterfrankens
Verlag Friedrich Pustet
ISBN 978-3-7917-3172-8
Ein echter fränkischer Superstar stammt aus Mittelfranken. Aber aus einer Zeit, in der es weder Menschen und schon gar keine Franken gab. Aber der Urvogel Archaeopteryx ist in den Solnhofer Plattenkalken gefunden worden und die wenigen Exemplare, die es von ihm gibt, sind weltweit renommierten Museen zu finden. Was für ein Frankenbotschafter! 150 Millionen Jahre nach dem Archaeopteryx ist der Regierungsbezirk Mittelfranken das staatliche Gebilde, dem Franz Metzger das Buch „Kleine Geschichte Mittelfrankens“ gewidmet hat. Natürlich geht es dabei um die Stadt Nürnberg (Nuorinberc) und ihre „Karriere“ als Freie Reichsstadt, aber später auch als eine der wichtigsten Städte im NS-Reich. Rothenburg ob der Tauber, Windsheim, Weißenburg und Dinkelsbühl – auch sie waren freie Reichsstädte und jede hat ihre eigene, bewegte Geschichte. Hexenverfolgungen und Dreißigjähriger Krieg, blühender Handel und jede Menge Erfindergeist, Juden der rätselhafte Kasar Hauser, der große Minnesänger Wolfram von Eschenbach, ein wilder Ansbacher Markgraf und die Brüder Dassler – sie und viele weitere begegnen dem Leser bei diesem Streifzug durch einen ganz besonderen Flecken Erde. Man könnte sogar davon sprechen, die ein oder andere „Erleuchtung“ zu erlangen, etwa wenn sich der Autor Franz Metzger mit dem Nürnberger Sigmund Schuckert befasst. Der hatte Erfahrungen mit „neumodischer“ Elektrotechnik bei Thomas Alva Edinson in New York gesammelt und bescherte 1882 der Stadt Nürnberg die erste elektrische Straßenbeleuchtung Deutschlands.
Franz Metzger
Kleine Geschichte Mittelfrankens
Verlag Friedrich Pustet
ISBN 978-3-7917-3171-1
Nein, dem Würzburger Bischof hat das nicht gefallen. Aber er musste einen Teil seines Bistums an die neue Diözese Bamberg abtreten, die 1007 gegründet worden war. Aber wer würde schon einem Kaiser widersprechen? Mit Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde, die beide später heilig gesprochen wurden, hat Bamberg ein Ehepaar mit höchstem „Promistatus“ vorzuweisen, das noch heute über hohe Anziehungskraft verfügt. Günter Dippold beleuchtet nicht nur die Geschichte von Stadt und Bistum Bamberg in seiner „Kleinen Geschichte Oberfrankens“. Hier traf die Reformation auf die Gegenreformation, es regierten Fürstbischöfe und gleich „nebenan“ die Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth. Und der Coburger Herzogssohn Albert schreib mit seiner Hochzeit mit der englischen Königin Victoria im Jahr 1840 Weltgeschichte. Überhaupt: diese Coburger waren geschickte Ehestifter, der halbe europäische Hochadel war im 19. Jahrhundert irgendwie mit den Coburger Herzögen verbandelt. Und wenn sie ein Tässchen Tee genippt haben, dann vielleicht aus einer oberfränkischen Tasse? Porzellan, das weiße Gold, hat die Region um Selb im Fichtelgebirge geprägt. Bis heute verbindet man mit den Namen Hutschenreuther oder Rosenthal exzellente Porzellanprodukte. 1912 gab es laut Günter Dippold in Oberfranken 47 Porzellanfabriken mit 12 100 Arbeitsplätzen. Bamberg und Kulmbach mit seinen Brauereien, Burgkunstadt als „Schuhstadt“, die Korbindustrie in Lichtenfels, die Handweberei im östlichen Frankenwald – die Fabrik- und Hausindustrie beschäftigte um 1900 Zehntausende Menschen. Und dann war da ja noch die Sache mit der Hauptstadt: Im April 1919 verlegte die Regierung der jungen Münchner Räterepublik ihre Arbeit nach Bamberg. Dort wurde dann auch die erste demokratische Verfassung Bayerns verabschiedet. Aber schon im August 1919 kehrten Parlament und Regierung nach der Niederschlagung der Räteherrschaft wieder nach München zurück. Und schließlich war auch die jüngste deutsch-deutsche Geschichte prägend für den Regierungsbezirk. Das kleine oberfränkische Dorf Mödlareuth (Landkreis Hof) ist bis heute ein Symbol der Teilung Deutschlands.
Günter Dippold
Kleine Geschichte Oberfrankens
Verlag Friedrich Pustet
ISBN 978-3-7917-3170-4