Corona, der Tod und das Glück
Es ist der 24. Dezember 2020. An eine Weihnachtsfeier im Kreis der Familie ist für den Eichstätter Regisseur und Autor Florian Schmidt nicht zu denken. An Heilig Abend beginnt für ihn ein Überlebenskampf, den er selbst als weniger dramatisch empfindet, als er eigentlich ist. Eine Corona-Infektion bringt ihn schließlich auf die Intensivstation des Eichstätter Krankenhauses. Es beginnen intensive Tage und Wochen. „Intensiv“ heißt nun auch das Buch, in dem er die Erlebnisse jener Zeit nieder geschrieben hat.
Schmidt nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf die Intensivstation und in die Reha-Klinik, er wechselt bewusst zwischen den Schauplätzen und erzählt von seinem körperlichen und mentalen Kampf. Seine Naivität und sein Humor haben ihm dabei geholfen, diese Situation zu meistern. Die Tatsache, dass er als einer der wenigen Patienten die High-Flow Maske aushalten konnte, bewahrte ihn davor, ins Koma versetzt zu werden. Dafür musste er aber stundenlange Qualen auf sich nehmen.
Brutal, gemein, gnadenlos stößt ein enormer Druck gegen meine Lippen und die Nasenlöcher hoch. Ich habe keine Chance, die Luft anzuhalten. Stoß für Stoß presst das Gas hinunter in meine Lunge. Es bleibt vor jedem neuen stoß gerade so viel zeit, dass ich ausatmen kann. Ich bin so überrascht, dass ich erst nach einigen Sekunden merke, wie entsetzlich das ist. Mein ganzer Körper wehrt sich, Als ich etwas sagen will, höre ich nur ein Gurgeln und Röcheln Die Pflegerin schüttelt den Kopf und sagt. „Nicht reden, atmen!“
Während sich Florian Schmidt auf der Intensivstation befindet, ist seine Frau Martina zu Hause. Zwangsweise, denn auch sie hat Corona. Sie erkundigt sich telefonisch nach ihrem Mann und bekommt zu hören: „Frau Schmidt, ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Ihr Mann die nächsten 24 Stunden überlebt.“ Und während die Welt „draußen“ um den Ernst der Lage weiß, kämpft Florian Schmidt um sein Leben, ohne es zu wissen. Er gewinnt diesen Kampf und erlebt dennoch den Tod, als die Patientin neben ihm stirbt. Ein Schock, den er verarbeiten muss, ehe es in die Reha geht. Hier hängt er sich ordentlich rein, um wieder auf die Beine zu kommen. Und er notiert seine Beobachtungen über die anderen Patienten, die er in Nervensägen, Idioten, Jammernörgler, Herzwärmer oder die Mütterliche einteilt. Der Autor beschreibt seinen außergewöhnlichen Geburtstag ohne Gäste aber mit einer nicht enden wollenden Anzahl an Paketen, die „Piste“ im Gang der Station und Bernd, seinen „Tischherrn“, der zum Freund wird.
„Intensiv“ ist nicht nur die Beschreibung der Gefühlwelt eines Corona-Patienten, der beinahe gestorben wäre. Es ist auch ein Zeitdokument, das den Ausnahmezustand Pandemie aus der Sicht eines Betroffenen eindrücklich schildert und dazu den Mut macht, nie die Hoffnung zu verlieren.
Florian Schmidt
Intensiv
(m)eine geschichte über Corona, das sterben und glück
alloverlag
ISBN 978-3-949461-05-7
www.assoverlag.de