Das Geheimnis um Prinzessin Wackerstein
Als 2011 die sogenannte „Jordan-Gruft“ in Dötting bei Wackerstein geöffnet wurde, fand man dort die auf natürliche Weise mumifizierten Leichname von Friedrich Wilhelm Freiherr von Jordan, dessen Ehefrau Violante, Gräfin von Sandizell, deren Sohn Max sowie einen Freund der Familie, Graf Heinrich LII. Reuß zu Köstritz. Die wohl außergewöhnlichste Entdeckung war aber der künstlich präparierte und exzellent erhaltene Leichnam der kleinen Carolina von Jordan, Tochter des Freiherrn und seiner Frau Violante, der in einem kleinen Sarg bestattet wurde, der wiederum von einem (später angefertigten) Übersarg umschlossen war und dazu noch einen Metallbehälter enthielt.
Der renommierte Mumienexperte Prof. Andreas Nerlich hat dieser Kindermumie ein eigenes Forschungsprojekt gewidmet (die Ergebnisse der Untersuchungen an den anderen Leichnamen sind bereits publiziert) und in dem Buch „Prinzessin Wackerstein – Geheimnisse einer bayerischen Kindermumie“ veröffentlicht. Dabei kam er auch einem möglichen Betrug auf die Spur, der den bayerischen König Maximilian I. Joseph hinters Licht führen sollte. Nerlichs Nachforschungen deuten jedenfalls darauf hin, dass die kleine Carolina (gest. 1816 in Neapel) dem König wohl als Ergebnis eines Seitensprungs mit Violante von Sandizell „untergeschoben“ werden sollte. Ziemlich ungewöhnlich sind jedenfalls die Umstände der Geburt des kleinen Mädchens, denn es ist nicht nachzuvollziehen, ob das Kind auf der Reise nach Neapel oder erst vor Ort zur Welt gekommen ist. Viel Heimlichtuerei war wohl im Spiel. Dafür sind die modernen pathologischen Untersuchungen der Kindermumie, die Andreas Nerlich in seinem Buch ausführlich beschreibt, umso klarer und detaillierter. Gesundheitszustand, Todesumstände und Balsamierungsmethoden wurden genau analysiert, eine Gesichtsrekonstruktion veranlasst und sogar die Kosten für die aufwändige Behandlung des kleinen Leichnams sind verzeichnet.
Und noch eine Randbemerkung:
Auf dem Buchcover blickt man in das Gesicht der kleinen, toten Carolina von Jordan. Wimpern und Haare sind gut zu erkennen, die Augen leer und ein paar kleine Milchzähnchen sind im Mund sichtbar. Manch einen Betrachter, der nicht täglich mit Mumien oder Leichen zu tun hat, kann dies durchaus verstören.
Andreas Nerlich
Prinzessin Wackerstein
Geheimnisse einer bayerischen Kindermumie aus der Zeit König Max I. Joseph
ISBN 978-3-87437-589-4
Konrad Verlag