Eine Expedition durch das Literaturland Bayern
Mit der bayerischen Literatur ist es wie mit der bayerischen Landschaft. Traumhaft Schönes trifft auf schreckliche Abgründe, liebliche Landschaften auf ungezähmte Urgewalten. Man kann darüber staunen, sich daran erfreuen, entsetzt, amüsiert oder betroffen sein.
Das Literaturportal Bayern, ein Online-Portal der Bayerischen Staatsbibliothek, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese schier unfassbar vielfältige bayerische Literaturlandschaft zu erforschen und diese Forschungsergebnisse dem interessierten Leser unkompliziert zugänglich zu machen. Seit acht Jahren schreiben hier Schriftsteller über Schriftsteller und ergründen Journalisten, Historiker und Literaturwissenschaftlicher die unterschiedlichsten Themen.
17 Essays zur bayerischen Literatur aus dem Literaturportal Bayern sind nun – ganz klassisch analog – in dem Band „Das Blaue vom Himmel“ (Allitera Verlag) veröffentlicht worden. „Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben“ – mit der Renitenz als urbayerischer Eigenschaft befasst sich Michaela Karl im ersten Essay und beleuchtet dabei auch das (Nach)Leben des Bayerischen Hiasl (bürgerlich Matthäus Klostermair), der auch im bayerischen Volkslied seinen festen Platz hatte.
„Und kommt mein letztes Wörtel,
Mach ich die Augen zu,
Soldaten, und ihr Jäger,
Erst nacher habt´s a Ruh!“
Mit jenem Rebellen beginnt die Reise durch das Literaturland Bayern. Und dem Leser begegnen dabei Persönlichkeiten wie Carry Brachvogel oder Sean Paul, das Komikerpaar Liesl Karlstadt und Karl Valentin oder Martin Sperr und Gisela Elsner und ihre revolutionäre Kunst der ’68er. Als ein Abbild der Frömmigkeit zu verstehen sind hingegen die Passionsspiele, die sich im Raum der heutigen Oberpfalz seit dem Spätmittelalter entwickelt haben. Ihnen ist ein eigenes Kapitel gewidmet ebenso wie den höchst unterschiedlichen Themen „Bayern im Comic“, „Literatur im Konzentrationslager“ oder der Frage „Gibt es eine schwäbische Literaturgeschichte?“. Und natürlich geht es in diesem Buch auch um Dialekte und insbesondere die Mundartlyrik.
am grob von karl valentin
„es is jetz zeit
für koide händ
a dunkla liachtfleck
zittat am eisngitter
vom grobstoa“
Alfons Schweiggert
Kabarett und Poetry Slam – auch diese Disziplinen gehören zur bayerischen Literatur. Und so beleuchtet Marina Babl München als Hochburg der Bühnenpoesie von ihren wilden und „undergroundigen“ Anfängen bis zu den aktuellen „Slam Helden“. Zum Schluss ein Blick in die Zukunft – oder besser: zurück in die Zukunft. Das letzte Kapitel befasst sich mit Utopien und Science-Fiction. Hier kann man Bayern eine Pionierrolle zugestehen, denn der erste Science-Fiction Roman „Frankenstein“ spielt zu einem großen Teil in Ingolstadt.
Das Blaue vom Himmel
Bayerns Literatur in Essays
Czoik, Kellner, Schley (Hrsg.)
Allitera Verlag
ISBN 978-3-96233-205-1