Belletristik

Coronale Beeinträchtigung des Kleinstadtlebens

Auf einmal ist sie immer da. Die eigene Familie. Weil man bzw. frau im Homeoffice arbeitet, der Gatte ebenso und der Teenager die neue Erfahrung des Homeschooling „genießt“. Der Eichstätter Journalistin und Autorin Elisabeth Wein ist es da nicht anders ergangen als vielen tausend Familienmenschen, deren Leben angesichts des Corona-Lockdwons im Frühjahr plötzlich völlig neu geordnet wurde. Oder eben auch nicht.

Was hilft? Humor. Und über den verfügt Elisabeth Wein (und ihre Familie) reichlich. Mit ihren „CORONotizen“ hat sie die Leser der örtlichen Tageszeitung bereits begeistert, nun sind die Abenteuer der Kleinstadtfamilien in Buchform erschienen. Und was sich da nicht alles abspielte während des Zwangsaufenthalts in den eigenen vier Wänden (den Garten mit einbezogen). Allein die Beschäftigung des Teenagers erforderte viel Fantasie und Energie, etwa als für ihn ein schulähnliches Umfeld eingerichtet wurde:

„Zunächst gilt es, die Sinne ganz auf Schule einzustellen: Also keben wir Kaugummi unter den Esstisch und holen des Gatten verstaubtes Holzschnitzwerkzeug aus dem Keller. Damit ritzen wir auf die sorgfältig geölte Tischplatte menschheitsverachtende Weisheiten wie „In der 9c sind alle Opfer!“. Schnell noch ein Destillat aus alten Turnschuhen und Weichbodenmatten gekocht und damit sämtliche Duftlampen befüllt – und los geht es um Punkt 8 Uhr mit der Heimbeschulung. Des Gatten selbstinstallierter Gong lässt daran keinen Zweifel.“

Neben dem Teeanger galt es aber auch den Gatten bei Laune zu halten bzw. ihn in seinem Tatendrang zu bestärken. Etwa bei der Gartenarbeit. Oder der Reanimation von Elektroschrott. Die Frau des Hauses plagte sich derweil mit Hitzewallungen und Hornhaut an den Füßen. Nicht selten rettet sie dabei der Gatte aus manch verzweifelter Lage – zur Not muss dazu ein „Gute-Laune-Tee“ her halten.

Nervende Nachbarskatzen, ein Volksfest zu Hause, eine Urlaubsreise ohne sich fort zu bewegen, der Horror im Homeoffice – diese Familie hat die härtesten Corona Herausforderungen gemeistert. Und das hat sie zusammengeschweißt (und im Sommer auch gerne mal geschweißelt). Zur Abkühlung war das Abtau(ch)en in die Gefriertruhe fast schon unvermeidlich. Und was bei dieser Expedition alles entdeckt wurde, auch das beschreibt Elisabeth Wein auf herrlich humorvolle Weise: „Ganz unten in dieser magischen Eiswelt findet der Gatte dann auch unser Abendessen für morgen, Es gibt gegrillten Yeti. Mit Tomate-Mozzarella.“

 

Elisabeth Wein
Der Gatte, der Teenager und ich
CORONotizen aus der Kleinstadt
Books on Demand
ISBN-13: 9783752611144