Sachbuch

Die weiblichen Seiten des Weihnachtsfestes

Fangen wir mal ganz profan an. Mit dem Adventskalender. Der gehört in den meisten Haushalten in der Vorweihnachtszeit einfach dazu, sollten sich Kinder im Haus befinden, dann ist er gar ein Muss. Und wer hat´s erfunden? Eine Frau. Eine Frau mit Kind. Einem offenbar anstrengenden Kind, denn der kleine Gerhard Lang (geboren 1881) hat seine Mutter mit der Frage, wann denn nun endlich Weihnachten sei, ziemlich genervt. Deshalb bastelte sie für ihn aus kleinen Schachteln, die sie mit Gebäck füllte, den ersten Adventskalender. Dass der Sohnemann diese Idee später kommerziell nutzen konnte, macht die Erfindung im wahrsten Sinne noch wertvoller.

Alfons Schweiggert beleuchtet in seinem Buch „Frauliche Weihnachten“ die weibliche Seite des Weihnachtsfestes – von der Erfinderin über die Sagengestalt bis zur Heiligen. Und sogar Aschenbrödel und Sissi als die unvermeidlichen Fernseh-Promis tauchen in diesem Reigen der Weihnachts-Weiblichkeit auf. Unbekanntes und Erstaunliches fördert Schweiggert zu Tage, wenn es etwa um die Frau Percht geht, jene sagenhafte Frau, die es Anfang Januar besonders wild treiben soll. Diese Gestalt ist eine der faszinierendsten Winterfiguren und wurde bereits von den Brüdern Grimm erforscht. Auf der einen Seite ist sie eine strahlende Göttin, die für eine gute Ernte sorgte und das Leben schlechthin repräsentiert. Auf der anderen Seite ist sie eine Totendämonin, eine bösartige Hexe, uralt und hässlich. Eine recht brutale wilde Berchta treibt ihr Unwesen gerade zwischen Weihnacht und dem Dreikönigstag. Aber auch die heilige Barbara oder Lucia bekommen ein furchteinflößendes Gegenstück und in Bayern gibt es sogar für die Schafe, die an der Krippe in Bethlehem standen, einen gruseligen Gegenentwurf, wie Alfons Schweiggert berichtet. Es ist die der „schreckliche Habergaoß, eine ohrenbetäubend kreischende und Unheil bringende Monsterziege.“ Überhaupt: vor gruseligen, unheimlichen Gestalten wimmelt es nur so in der Weihnachtszeit.

Dafür gibt’s zur Weihnachtszeit ordentlich Geschenke. Und die bringt nicht nur der Nikolaus. Die Legenden von Babuschka und Befana sind auch mit weihnachtlichen Gaben verbunden und ist nicht auch das Christkind weiblich? Oder doch nicht? Da sind wir auch schon bei den Kuriositäten, die das Fest der Liebe hervorgebracht hat. So soll vor wenigen Jahren eine Deutsche ihren Ehemann (gebracht) bei Ebay angeboten haben, nachdem sie über die Weihnachtsfeiertage festgestellt hatte, dass sie beide nicht zusammen passen. Gekauft hat den Kerl allerdings niemand.

Zum Abschluss noch ein bisschen Schlaumeierei: Es ist statistisch bewiesen, dass Frauen Weihnachten mehr lieben als Männer. Es gibt auf der Erde zwei Weihnachtsinseln, eine im Pazifik und eine im Indischen Ozean. Der Brauch mit dem Kuss unter dem Mistelzweig geht auf die nordische Liebesgöttin Frigga zurück. Aber als Weihnachtsbraten werden sowohl männliche als auch weibliche Gänse und Enten verzehrt. Dafür können Frauen Weihnachten besser riechen.

Weihnachten ist weiblich. Dafür liefert Alfons Schweiggert jetzt den Beweis.

Alfons Schweiggert
Frauliche Weihnachten!
Weihnachten ist weiblich
Verlag Sankt Michaelsbund
ISBN 978-3-96411-000-8