Kaiserliche Schäferstündchen in der Oberpfalz
Es ist eine Sensation, auf die Journalistin Kathi im historischen Blomenhof in der Nähe von Neumarkt gestoßen ist. Im alten Backofen hat sie ein historisches Manuskript zu Tage gefördert, dass sich als Tagebuch entpuppt. Und dieses Tagebuch hat es in sich. Es beschreibt das Leben der Annamirl Gailer, ihres Gatten Johannes Gailer junior und eines Besuchers, der im Sommer 1796 auf einmal vor der Tür des Anwesens stand.
„Der Fremde trug eine Uniform und einen komischen dreieckigen Hut. Hinter ihm schnaubte ein weißes Pferd, ein schönes Ross. So etwas war zu schade zum Felder bestellen, das sah der Hausherr gleich mit dem Kennerblick eines Bauern.“
Der „gspinnerte Vogel“, der hier eine Pause einlegte und nach Wasser für sein Pferde verlangte, stellte sich schließlich als „Schenerall Napoleon Bonaparte“ vor. Und jener Napoleon tauchte nun sogleich in die Oberpfälzer Kultur ein – oder wurde dort hinein getaucht. So lautete die erste Frage an den großen Feldherrn: „Wie kummst äitz du zum Blomahof hinta Neimack?“ Ein vergnüglicher, natürlich rein fiktiver „Clash of Cultures“ nimmt seinen Lauf.
„Zum Glück verstand Napoleon Oberpfälzisch kaum. So weltgewandt war sein Sprachlehrer in Frankreich nicht gewesen, dass er ihm diesen bayerischen Hochdialekt beigebracht hätte. Es erschien ihm noch schwieriger als die Sprache des benachbarten Landes, Franken, obwohl er gedacht hatte, wegen der Namensähnlichkeit von Franken und Frankreich könnte sein Verständnis leichter sein.“
Schließlich entwickelt sich zwischen der Bauersfrau vom Blomenhof und dem französischen Feldherrn eine Liebesbeziehung, die – wenn es sie denn gegeben hätte – sogar die Geschichtsschreibung verändert hat. Beispielsweise hat Napoleon, genannt „Napfi“, den Code civile auf Anregung von Annamirl Gailer eingeführt. Immer mehr Details der Geschichte um den späteren Kaiser und seine Oberpfälzer Affäre samt Schwangerschaft kommen durch die Nachforschungen von Kathi ans Licht. Schließlich muss sogar der Sterbeort Napoleons neu verortet werden. Ein St. Helena gibt’s ja auch in Neumarkt….
In „Liberté am Blomenhof“ lassen die Autoren Doris Distler und Frank Präger ihrer Fantasie freien Lauf, wie denn wohl so eine Liebesgeschichte zwischen dem ruhmreichen Eroberer und der einfachen, aber pfiffigen Bauersfrau abgelaufen wäre – historische Anspielungen und das Spiel mit dem Dialekt inklusive. Dazu geht die Liebe ganz offenbar auch durch den Magen, denn kulinarische Themen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, allen voran die „Kanten-Tschieni“, auch bekannt als Cantuccini. Praktischerweise liefern die Autoren als Dessert zum Roman einige Rezepte von Kathi, Annamirl, Friedrich und natürlich „Napfi“ mit. Bon appétit!
Doris Distler & Frank Präger
Liberté am Blomenhof
Kaiserlich-g´schlamperte Verhältnisse
Riccardi Books
ISBN 978-3-96966-767-5
https://spielberg-verlag.de/