Wo Stadtgeschichte auch Werksgeschichte ist
Die Zeiten waren schon härter. Auch wenn angesichts von Diesel-Skandal und Arbeitsplatzabbau bei Audi in Ingolstadt nicht mehr alles so glänzt, wie noch vor wenigen Jahren. Aber ein Auf- und Ab gab es schon immer, seit die Auto Union AG zunächst als „Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile Ingolstadt GmbH“ im Dezember 1945 in der Schrannenstraße 3 in Ingolstadt gegründet wurde. Wer denkt heute schon noch an Motorräder oder Schnelllaster, die an diesem Standort – und auch noch mitten in der Stadt – produziert worden waren?
Der Audi Historiker Ralf Friese hat sich zum 70. Jubiläum der Auto Union GmbH in Ingolstadt auf Spurensuche begeben. Er erzählt von den Anfangsjahren des späteren Weltunternehmens Audi in seiner neuen bayrischen Heimat. Dabei sind es die Gebäude, die Ralf Friese „sprechen“ lässt. Überall in der Stadt finden sich noch heute Bauten, die einst von der Auto Union genutzt wurden, wie etwa die „Schaltzentrale“ des Unternehmens, die im Verwaltungsgebäude des Königlichen Proviantamtes an der Ecke Schrannenstraße/Proviantstraße untergebracht war. Unweit davon in der Sommerstraße (heute Adolf-Kolping-Straße) befanden sich weitere Gebäude, die Abteilungen der Auto Union beherbergten. So befand sich im sogenannten Bau E in der Sommerstraße 11 (ehem. Schäffbrau-Gelände) die Werbe-, Export- und Verkaufsabteilung. Heute ist dort ein Neubau zu finden, in dem die Technikerschule untergebracht ist.
An vielen Ecken im Ingolstädter Stadtgebiet ist Audi-Geschichte zu entdecken, etwa auf dem Areal mit dem Namen „Bananengrundstück“, wo sich u.a. das Körnermagazin befindet. Auf diesem Gelände wurden einst DKW Motorräder gefertigt. Und wo sich heute die Technische Hochschule ausbreitet, waren einst Industriehallen, in denen zum Beispiel die Motorrad-Rennabteilung untergebracht war. Die Entdeckungsreise in die Audi-Vergangenheit hat noch viele weitere Stationen: Die Friedenskasernen gehören genau so dazu wie das Areal an der Ecke Dreizehnerstraße/Auf der Schanz oder der Bereich der Münchner Straße am Brückenkopf. Überall hat Ralf Friese ein Stück Industriegeschichte aufgespürt und mit zahlreichen historischen Bildaufnahmen dokumentiert und mit spannenden Informationen angereichert. Für „Audianer“ ist dieses Buch eine echte Pflichtlektüre. Und wer Ingolstadt auf den Spuren der Automobilgeschichte ergründen möchte, dem sei diese Veröffentlichung der ideale Wegweiser.
Auto Union GmbH
Spurensuche Ingolstadt
Verlag Delius Klasing
ISBN: 978-3-667-11712-0
144 Seiten
247 Fotos und Abbildungen
Foto: AUDI AG